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Jens-Fietje Dwars
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstdruck in: Palmbaum 1/2025.
Wenn dieses Heft Sie, liebe Leserinnen und Leser, erreicht, dann haben sich die Bundesbürger eine neue Regierung gewählt. Wir fragen Sie nicht, für wen Sie Ihre Stimme gaben, so wenig wie wir vorab für eine oder einen der Kandidatinnen und Kandidaten Partei ergreifen. Wir folgen dem Rat unseres Kollegen Schiller, der aus seinen Horen alles verbannen wollte, »was mit einem unreinen Parteigeist gestempelt ist«. Obwohl es geistig durchaus anspruchsvoll wäre, die Streithähne, die sich gern rhethorisch aufplustern und mit Phrasen blenden, zu reinem Parteigeist zu nötigen, d. h. zu argumentativ klaren und verbindlichen Aussagen, welche Sachprobleme sie mit welchen Mitteln zu lösen gedenken.
Wir treten einen Schritt zurück und fragen nach dem »Politischen in der Literatur«. Nicht politische Literatur als Agitprop wird befragt, sondern die Eigenart, wie Literatur ins Politische eingreift, wie sie Erfahrungen zur Sprache bringt, die im Streit der Parteien kein Gehör finden, wie sie mit der Kraft der leisen Worte dem Reden und Gerede der Politik widersteht.
Anlass ist das Gedenken an 500 Jahre Bauernkrieg. Mit Volker Braun und B.K. Tragelehn, dem letzten Meisterschüler Brechts, melden sich lebenserfahrene Autoren zu Wort, Wilhelm Bartsch, der jüngst den Bremer Literaturpreis erhielt, schreibt über Arno Schmidt-Lektüre im Osten, Ulrike Müller über den Mystiker Müntzer, Dietmar Jacobsen über Hilbig und Heinz Hamm über die »gendergerechte Sprache« als vermeintlichen Staatsauftrag. Aus dem Nachlass von Gerhard Zwerenz erstveröffentlichen wir eine Gedichthandschrift. Neue Gedichte bringen wir u.a. von Thomas Böhme, Joachim Werneburg und Christian Steyer – der Stimme von »Elefant, Tiger und Co«. Von Harry Weghenkel erscheint eine Kostbarkeit: ein Sonettenkranz auf die Passion Christi.
Prosa bringen wir u.a. von Elisabeth Dommer und Olaf Trunschke. Unter Essay stehen Anmerkungen zur deutsch-deutschen Lage von Jürgen Große und Friedrich Dieckmann. Der Rezensionsblock umfasst wieder 20 Seiten, auf denen wir 18 Bücher empfehlen.
Der Einband ist eine Novität: ihm liegt nicht, wie sonst oft, eine Druckgrafik oder Zeichnung zugrunde, sondern handgeschöpftes Papier von Marita Kühn-Leihbecher. Wir haben sie und ihren Mann, den Plastiker Volkmar Kühn, im Kloster Mildenfurth besucht, einem verwunschenen Kunstort jenseits der großen Städte. Im Niemandsland, wo sich vielleicht die bevorstehende Wahl entscheidet …
Jens‑F. Dwars
Einbandgestaltung: Jens-Fietje Dwars unter Verwendung eines handgeschöpften Papiers von Marita Kühn-Leihbecher.
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