Mario Osterland
es hat mich eine Nacht gekostet den Staub der Wüste
abzuhusten und einen Tag hab ich gebraucht mich zu
gewöhnen an den Staub der Stadt er brennt in den
Augen kratzt mir im Hals wird den Touristen als
Gewürz verkauft liegt kostenlos für jedermann als
Schleier in den Straßen es scheint sogar die Häuser
sind aus Staub gemacht von überall heran geweht
und über tausende von Jahren zu Fassaden fest
vertrocknet ging ich hier tagelang im Slalom um die
alten Barrikaden begann die Dürre meiner Lippen
auszukosten bis das Kondenswasser der
Klimaanlagen die hohle Hand mir übertropfen ließ
und kaufte schließlich doch zwei Beutel Staub als
Proviant für meinen langen Weg nach Hause es hat
mich mehr als eine Nacht gekostet um wirklich
wieder da zu sein
aus: Jahrbuch der Lyrik 2020. Herausgegeben von Christoph Buchwald und Dagmara Kraus, Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2020.
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