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Wolkenbilder

Wolfgang Haak

 

Drei Stu­fen hin­auf, die Tür ver­ram­melt. Es half kein Jam­mern. Der Wind kam auf Tau­ben­fü­ßen. Die Luft war aus Glas und irgendwo dar­über hin beweg­ten sich Wol­ken­schiffe, Toten­schiffe bela­den mit Gebein. Das Glas umschloss mich, ein Insekt mit Stop­pel­haa­ren. Unter jedem Stein ent­deckte ich eine Welt, licht­scheu und feucht. Die Tür zum Laby­rinth stand offen. Die Tau­ben flo­gen dar­über hin. Sie sahen die Bogen mei­ner Rip­pen, die Milz und die Leber, mein Herz, gefan­gen von der Erfah­rung der Ver­las­sen­heit. Das Ent­set­zen ver­bor­gen in einer Grube unter dem Magen mit auf­ge­ris­se­nem Mund. Ich konnte das unsicht­bare Räder­werk der Son­nen­uhr hören.
Wäre nicht das Abend­rot gewe­sen und das Spiel des Win­des im Laub einer Linde vor mei­nen Augen, nie hätte das Glas schmel­zen können.
Das Blut aus der Nase strömte warm über die Haut. Aus­ge­streckt auf den küh­len Stu­fen ent­deckte ich überm Rand des Taschen­tuchs ein wehen­des Fähn­chen überm Heck des Schif­fes, kurz bevor es hin­term Hori­zont verschwand.
Durch die Tür trug man mich, den Kna­ben, der sich auf zwei wei­chen Armen von sei­ner Reise aus­ruhte und der Angst nichts wei­ter ent­ge­gen zuset­zen hatte als die Zun­gen­spitze, kurz gestreckt zwi­schen zwei Augen­blicken der Wachsamkeit


aus: Treib­gut. Warm­zeit. Kurze Prosa, Frank­furt am Main 2004, Axel Diel­mann – Verlag.
Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors. Alle Rechte beim Autor.

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