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Legende

Annerose Kirchner

 

Sand regiert die Gezeiten.
Im bröckeln­den Lehm verwehen
meine Gedan­ken zu Staub.

Zwi­schen Bett­pfo­sten und Tür
beginnt die Wüste zu wandern.
Laut­los birst das Stundenglas.

Meine Haare, schweißverklebt,
ber­gen das stumpfe Gesicht.
Mein ver­irr­tes Auge geführt von blin­den Insekten.

Ich dreh mich im Kreis
und höre das Flü­stern der Steine.
Der schmale Hori­zont ver­sun­ken in Asche.

Löch­ri­ger Ozon stäubt schwe­fel­gel­bes Licht.
Ich grabe Men­schen­ka­da­ver; wer lebt,
fin­det das Erd­loch der Stalaktiten.

Die fla­che Düne ein Rinnsal
glü­hen­der Schlacke.
Lang­sam wächst aus ihrem Schatten
mein ver­stei­ner­ter Fuß.

(1989)


aus: Kel­ti­scher Wald. Gedichte, quar­tus-Ver­lag, Bucha b. Jena 2001.
Abdruck mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Autorin. Alle Rechte bei der Autorin.

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