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Kurzer Aufenthalt in Erfurt

Hubert Schirneck

 

Hier ist fast jede Stunde gleich
das Strö­men der Beam­ten Schü­ler Arbeitslosen
der Hierrübergekommenen
das Strö­men der nicht vor­han­de­nen Zeit
in der Bahnhofstraße

Nie­der­flur­tech­nik über edlem Pflaster
rei­hen­weise Bäckereien
Dächer mit dada­isti­schen Zügen

Wenn man durch Erfurt geht
denkt man an die Museen in ande­ren Städten
das ist selt­sam so seltsam
wie die Krä­mer­brücke um sechs Uhr früh
wie die Erin­ne­rung an fünf Minu­ten free jazz
vor zwan­zig Jahren

In den Gas­sen Durch­gän­gen Win­keln sucht der eine
nach den alten guten Gedanken
es muss sie ja noch geben
und der andere nach Gründen
hierherzukommen:

Lan­des­haupt­stadt
Luther
die Lee­wir­kung des Har­zes und des Thü­rin­ger Waldes
eine Dach­kam­mer im Haus Dacheröden

In der Per­ga­men­ter­gasse soll kürz­lich jemand
gelä­chelt haben

Ein stil­ler Augen­blick an der Gera
Severi, klar: die Gewissheit
am Ende immer an den Dom­platz zu kommen

eine Unter­art der Leere zu finden
eine spe­zi­elle Form des Nichts

aber das geht wahr­schein­lich zu weit


Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Autors. Alle Rechte beim Autor.

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