Wolfgang Haak
die frau sitzt auf der stuhlkante. ihre tochter mit pferdeschwanz und weißer schleife auf dem schoß. der sohn, ins bild gebeugt, steht hinter ihnen. abstehende ohren, strenger scheitel. die krawatte des toten vaters um den hals. sie durchschaut das objektiv, sieht am ende der allee einen mann in uniform, der ihr zuwinkt. der davongeht. der sich auflöst. bitte lächeln, sagt der fotograf. die frau hört das klicken des auslösers. sie sieht ihren mann fallen. die hand des sohnes auf ihrer schulter. liebe, liebe mutter. nur das mädchen lächelt unter einer weißen schleife.
aus: lebensumwege. prosastücke in kurzfassung, Edition Muschelkalk, hg. Wulf Kirsten, Weimar 2001, Wartburg Verlag.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Alle Rechte beim Autor.