Mario Osterland
Margarethe Geertruida Zelle, gen. Mata Hari, Paris,
13. Februar 1917. alle Frauen, die vor ihren Männern
fliehen, gehen nach Paris und werden dort begehrt wie
nirgends auf der Welt. so will es die Legende, an der
man weiterstricken kann, so lang, bis alle Maschen
fallen – oder Schleier, wie in diesem Fall. die
abgeschaut-erfundenen, exotisch-illusorischen Schleier
aus Java, Sumatra und Bali, von denen schwarze Seide
übrig bleibt für diesen dunklen Tag, an dem ihr Weg aus
engster friesischer Provinz in der Bedrängnis der
Geheimdienststuben mündet. kein Tempelpriester hält
mehr Wacht, als sie dem Krieg geopfert wird. wer
einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn hier eine
Gottgeweihte aufrecht stehend spricht: Der Tod ist nichts
und nichts das Leben. Sterben, schlafen und verschwinden,
was macht das schon? Alles ist nur Illusion!
aus: final image. Ein Album mit Zeichnungen von Alexander Neugebauer, parasitenpresse, Köln 2020.
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