Daniela Danz
Hätt ich eine Seite aus dem kleinsten
Gebetbuch eines Herzogs von Burgund
röchelnd kehrt ein giftiggrüner Drache
seinen gelben Bauch zum Himmel
darauf spielt die spitze Lanze eines Ritters:
beweglich zart und klein – ein guter
Tänzer silbern schießt sein Bild ins Auge
der Prinzessin: ist es Freude – Angst
sie sieht ins offene Visier er lacht
ein silbrig helles Lachen ach der Drache
wär in seinem Ungeschick und Winseln
lieber ihr als dieser Überschöne
der wirft die Zügel seinem Falben übern
Rist der geht zum Fluß den Fels und sie
im Rücken sticht die Lanze tief ins Wasser
beugt den Nacken sieht im Spiegel sein
Gesicht die weißen Zähne und die hohen
heitren Bögen seiner Brauen sieht sie
nicht wie starr die Falten ihres Kleides
und ihre Züge werden: Fels wie der
vor dem sie kniet – so geht als süßer
Anlaß einer aventure sie ins Flirren
dieser zierlich kleinen Landschaft ein
aus: Pontus, Gedichte, Wallstein Verlag, Göttingen 2009.
Alle Rechte beim Wallstein Verlag Göttingen.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages.