Konstantin Stawenow
im Windtag, wenn die Bäume ihre toten Kinder
zu Boden schmettern, werde ich im Wald sein
sie im Fall zu fangen oder wieder aufzulesen
vielleicht dem Leben nachzuhoffen, vielleicht
auch, um nicht dazustehen, unterm Rauschen
der Buchenkronen zwischen glatten Stämmen
auf der vergrabenen Erde, dem letzten Rot
wo es mir den Atem verdrückt, den Schritt erschwert
mich nicht gehen lässt, als wäre ich ein Lebender mit Absichten
mit Kamera und Mikrofon, ein Drama zu dokumentieren
aber was gibt es hier zu sehen und was zu hören, frage ich
im Wald keine Stimme
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstdruck in: flüssiges land und feste ideen. Anthologie 38. Treffen junger Autor*innen 2023, Berliner Festspiele, Berlin 2024.